CALLE FUHR
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DIE LEIDEN DES JUNGEN WERTHER
von Johann Wolfgang Goethe 
​in einer Fassung von Calle Fuhr

"Vielleicht die beste Goethe-Inszenierung seit sehr, sehr langer Zeit." - FALTER

© Max Hammel / infamous



PREMIERE 03.MAI 2019
Volkstheater in den Bezirken


MIT
ANTON WIDAUER - WERTHER
TILLA RATH - LOTTE
SÖREN KNEIDL - ALBERT


CALLE FUHR - REGIE & AUSSTATTUNG
ALEXANDER WANAT - MUSIK
KAI KRÖSCHE - DRAMATURGIE
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​PRESSESTIMMEN
"Heute hätte er wahrscheinlich keine Chance mehr. Werther, der seine Lotte nicht lassen kann, würde schnell als Stalker identifiziert und er hätte sich schon mindestens ein Betretungsverbot eingehandelt. Sturm und Drang war ja vielleicht zu Goethes Zeiten noch ein Kavaliersdelikt. Regisseur Calle Fuhr hat sich für das Volkstheater in den Bezirken dieser berühmten Symbolfigur des Himmelhoch-jauchzend-und-zu-Tode-betrübt angenommen. Auf einem - auch schon arg retro - Overhead-Projektor liegt Werthers Brief an seinen Freund Wilhelm, in dem er ihm von seinem für Lotte entbranntem Herz erzählt und von Lottes einzigem Makel - dass sie verlobt ist. Das ficht Werther aber nicht weiter an, auch wenn die Zweisamkeit, geschuldet der "Dienstreisen" Alberts (Sören Kneidl), bald vorbei ist. Er lädt sich eben bei den beiden ein und lässt sich rein gar nicht von einem Phänomen namens "Fünftes Rad am Wagen" beeindrucken. Lotte zeigt ihm aber auch keineswegs die kalte Schulter und Albert ist auch sehr lange sehr höflich. Bis es ihm zu blöd wird und er der Besucherklette nach deutlichen Worten - für den Fall - eine Pistole leiht. Ausgang bekannt. Calle Fuhr steckt seine Schauspieler in historische Kostüme, wohl auch um nicht auf das gelb-blaue Werther-Outfit verzichten zu müssen, das einst von Goethe inspiriert genauso zur Mode wurde wie Selbstmord. Anton Widauer steckt in diesem Anzug und gibt einen mitreißend launischen Werther, der von der Schwärmerei mühelos in die Kindlichkeit und den Weltuntergang wechselt. Dabei bleibt er aber immer beachtlich liebenswert und macht klar(er), warum Lotte (ein Kind, das erwachsen sein muss: Tilla Rath) ihn nicht mit einem Handstreich wegschicken will. Werther, dieser Filou, lässt es halt einfach mehr krachen als der vernunftgesteuerte Albert mit seinem ewigen Geldverdienen und Bravsein. Fuhr unterbricht die Handlung nicht nur mit den Overheadprojektionen, sondern auch mit Musik der Kategorie traurige Liebeslieder, die die Protagonisten nicht immer stimmsicher mit Beatbox-Begleitung vortragen. Das stört zumindest wenig in einem sonst erstaunlich runden und berührenden Stück Klassikerpflege, das auf unaufgeregte Weise sowohl modern als auch werktreu ist und bei dem auch deutlich wird, wieviel Wucht Goethes Text heute noch hat."
- Christina Böck, Wiener Zeitung

"Wer hätte gedacht, dass ein Text, ein Briefroman noch dazu, des alten - bei der Abfassung freilich selbst noch recht jungen - Geheimrat Goethe, auf die Bühne gebracht heute wieder und dermaßen zu Herzen gehen kann! Dem jungen Regisseur Calle Fuhr gelingt dies mit seiner kurzen Fassung von "Die Leiden des jungen Werther" und seinem herausragenden dreiköpfigen Ensemble gleichfalls junger, unverbrauchter Mimen. Tilla Rath, Sören Kneidl und Anton Widauer überzeugen von der ersten Minute an. Die dezent eingesetzt Musik (Alexander Wanat) trägt sein Übriges dazu bei. Vielleicht die beste Goethe-Inszenierung seit sehr sehr langer Zeit."
- Martin Lhotzky, ​Falter


"Für das Volkstheater in den Bezirken hat der talentierte Regisseur Calle Fuhr den Stoff auch für weitere Generationen schmackhaft gemacht. Seine eigene Fassung des „Werther“ geht flott in 70 Minuten vom Stadium des frisch und irre in Lotte vernarrten Titelhelden bis in das Nichts des Verlierers. Das ist frisch gemacht, stark vereinfacht, sympathisch. (...) Anton Widauer spielt den Werther wie einen übermütigen Teenager. Gleich zu Beginn tanzt er durch das Parkett, konfrontiert körpernah das Publikum und spricht den ersten, an einen fernen Freund gerichteten Brief: „Lieber Wilhelm, wie froh bin ich, dass ich weg bin . . .“, schreibt er über eine eben überstandene, kleine Affäre. Der Text ist freundlicherweise via Overheadprojektor auf eine Wand projiziert: An drei Seiten begrenzen Papierbahnen die Bühne, auf der sich nur ein Tisch, zwei Sessel und ein großes Mikrofon befinden. Schon tritt Lotte (Tilla Rath) aus dem Hintergrund hervor. Werther hat ihr ein Gedicht mitgebracht. Reiner Sturm und Drang. (...) Er will sie küssen, fast wird es intensiv. Noch wehrt sie den tollen Verehrer ab, da tritt der Verlobte dazwischen: Sören Kneidl gibt diesen Albert nicht bloß bieder, wie das Werther gern sähe, sondern wohlüberlegt, wissend, dass er die besseren Karten im ernsten Liebeshandel hat. Lotte wurde ihm versprochen, als deren Mutter starb. Seither kümmert sie sich um die jüngeren Geschwister – bereitet sich so auf die Ehe vor. Vernunft und Gefühl sind bei Goethe treibende Kräfte. Fuhr forciert die Emotion, bis ins Absurde. Widauer hat starke Präsenz und wirkt durchaus charmant. Rath verleiht ihrer Rolle Bodenständigkeit, selten lässt sich ihre Lotte davontragen, ins Abenteuer. Souverän agiert Kneidl. Bei ihm ist die Unruhe über den Schwärmer begrenzt. Sie blitzt nur auf, wenn der es gar zu toll treibt. Das Killerargument des hart Arbeitenden: Werther lasse sich von der Mutter aushalten: „Freiheit durch die Nabelschnur“ wird dem verwöhnten Konkurrenten attestiert. Was sagt Lotte? „Albert, ich bin dein Fels, und du bist meiner.“ Werther hat keine Chance."
- Norbert Mayer, Die Presse

​" 
Goethes Klassiker erzählt von der unerfüllten Liebe Werthers zu Lotte, die mit Albert verlobt ist. Ein Drama der Sturm- und Drang-Zeit, das mit Werthers Selbstmord endet. Trotz Tragik des Textes, schaffte es die Regie lustige Szenen an passenden Stellen einzubauen.Lotte sagt zu Werther: „Albert ist mir werter“, das Publikum aus Alt und Jung bricht in herzhaftem Lachen aus, denn nicht nur der Sprachgag, auch die tragikomische Situation des Liebesdreiecks in dieser Inszenierung kennen sicher viele aus eigener Erfahrung. Der Wechsel zwischen lustig und ernst funktioniert natürlich, so wie im echten Leben. Albert verdeutlicht bald darauf auch seine Lebenseinstellung mit „Glück ist Arbeit“, also den antagonistischen Gegensatz zum freiheitsliebenden Werther. Die Treue zum Originaltext zeigt sich durch auf der Guckkastenbühne eingeblendete Passagen aus Werthers Briefen zu seinem Freund Wilhelm, die von ihm selbst vorgelesen werden. Auch die Kostüme der drei Protagonisten sind gehaltstreu wie Werthers gelbe Weste zu blauem Rock. Viele symbolische Gesten wie das Aufbrechen der Umarmung zwischen Lotte und Werther durch Albert, verbildlichen die Sehnsucht Werthers zu Lotte, Lottes innere Verbundenheit zu beiden Männern und Alberts Eifersucht. Symbolisch sind auch gesungene Texte wie: „he annoys me but I love him“, die das tragikomische Element der Inszenierung aufgreifen. Anton Widauer als Werther, Sören Kneidl als Albert und Tilla Rath als Lotte verdeutlichen auf authentisch gespielte Weise, dass das eigene (Liebes-)Glück kompliziert ist. Dass man die unerfüllte Liebe Werthers zu der mit Albert verheirateten Lotte dennoch auch lustig inszenieren kann, hätte mein verträumtes und romantisches 15-jähriges Ich nie geglaubt. Jedoch ist es dem Regisseur Calle Fuhr gelungen, Sprachgags und die Figur Werther als gackerndes Huhn in einer Szene zu liefern, während in der nächsten die Thematik diskutiert wird, ob Liebe Arbeit oder Freiheit ist. Fazit: Tragikomische Inszenierung des Klassikers von Goethe, bei der man genüsslich lacht, aber auch überlegt, ob das eigene Glück durch Arbeit oder Freiheit erreicht wird."
- Magdalena Korecka, Neue Wiener
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"Das ist das Wunderbare am Theater: Man kann immer überrascht werden. Auch positiv. Sogar positiv. Die Ankündigung, Goethes stürmischer Briefroman „Die Leiden des jungen Werther“ (ursprünglich hieß es ja „Werthers“, aber diesen Genetiv hat die Nachwelt gestrichen, und es ist auch verständlich) werde auf die Bühne des Volx-Margareten gebracht, musste ja nicht von enthusiastischen Erwartungen begleitet sein, bedenkt man, was man bei Anna Bardora schon alles vorgesetzt bekommen hat. Aber da springt plötzlich ein junger Mann aus dem Zuschauerraum vor das Publikum – und er trägt Werthers blauen Rock und die berühmte gelbe Weste. Und auch Lotte ist kein Pop-Girl, sondern optisch ein braves Mädchen von anno dazumal, Albert kein Fixer in Jeans, sondern ein solider Bürger – Calle Fuhr kam von Berlin nach Wien, um Goethe Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Er sorgte in einem bescheidenen Bühnenbild, mit historisch stilisierten Kostümen dafür, dass wir Werther (bei aller Schätzung dessen, was Ulrich Plenzdorf für die aktualisierende Paraphrasierung des Goethe-Helden unternommen hat) nicht für einen Hippie halten… Nun kennen wir ja den „Werther“, er ist – sagen wir es bewundernd: ausufernd. Er kann in seinen Briefen an seinen Freund nicht weitschweifig genug schwärmen – und natürlich wirbelwindig denken, wie junge Menschen es tun (Goethe war Mitte 20, als er das Buch schrieb). Daraus diese Fassung zu destillieren, die wenig mehr als eine Stunde dauert, sich auf die drei Hauptpersonen konzentriert, vieles weglässt, weglassen muss – und doch Essentielles bringt, das ist bemerkenswert. Da ist des jungen Mannes existenzielle Problematik zwischen einem zur Totalität gesteigerten Gefühl für Lotte und den Grundfragen des Menschen nach Sinn und Zweck und Bedeutung des Lebens, das mit dem Verstand gemeistert werden soll. Und schließlich die Ausweglosigkeit einer Dreiecksgeschichte… Sie ist ausweglos für alle Beteiligten, weil Goethe den genialen Kunstgriff bedient hat, Lotte zwischen zwei Männer zu stellen, die zwar total verschieden, aber in sich gleich wertvoll sind, was eine Entscheidung unmöglich macht. Weshalb Werther ihr und Albert, den er einfach schätzen und lieben muss, die Entscheidung durch seinen Selbstmord abnimmt. Man verkleinert Goethes Denkansatz, wenn man von enttäuschter und verschmähter Liebe spricht. Es geht vielmehr darum, den absoluten Anspruch nicht aufzugeben und die würdige, „edle“ Konsequenz zu ziehen… Das muss man einmal spielen. Und man kann nicht genug staunen über die drei Protagonisten, die man eigentlich am Volkstheater noch nie gesehen hat, drei junge Schauspieler, die der Regisseur zu Leistungen von selten gesehener Stimmigkeit führt. Voran Anton Widauer. Werther a priori als Außenseiter, einer der sich ausprobiert, der gerne aneckt, lustvoll den Clown spielt, aber auch einer, der anständig ist und liebevoll, verrückt und gescheit. Eine herrlich widersprüchliche Mischung. Genau so stark steht ihm Sören Kneidl als Albert gegenüber. Da ist einer konventionell aus Überzeugung und dabei kein fader Spießer. Einer, der empfindet – nicht nur für Lotte, auch für diesen seltsamen Werther. Und verzweifeln muss er auch, aber das geht ja Liebenden nun einmal so. Zwischen den beiden Lotte: Tilla Rath ist voll widersprüchlicher Gefühle und dabei keine Sekunde überspannt. Werthers Lotte, die Brot schneidet, aber weder lieblich noch betulich ist. Auch um sie zu retten, bringt Werther sich um.Calle Fuhr hat, wie gesagt, Goethes Text bis aufs Skelett der Dreiecks-Geschichte verschlankt (das ganze breite Ambiente der Goethe-Zeit bleibt natürlich weg, wir sind ja nicht bei Massenet und in der Oper), und er gab nur weniges dazu. Am ehesten noch Musik (Alexander Wanat) – so wie man heute traurig über Liebe singt. Dergleichen ist bekanntlich ewig, und darum passte es. Das Publikum wollte zu klatschen gar nicht aufhören. Kann es ein Werk tatsächlich verstehen, wenn man es in seiner Zeit belässt und nicht mit Gewalt und Äußerlichkeiten zu uns herholt? Schau, schau."
- Renate Wagner, Online Merker



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